Verbreitung und Bedeutung des Roma-Kultes zur Zeit der Römischen Republik und der Herrschaft des Augustus

Die strikte Trennung der Sphären Religion und Politik ist eine Denkfigur, die der Antike fremd war. Aus diesem Umstand heraus erklären sich Phänomene wie der Herrscherkult, der ebenso politisch wie religiös verstanden werden konnte. Ein Beispiel für diese Überblendung heute voneinander getrennter Sozialsysteme ist der Kulte für die Göttin Roma.

Von

1 Einleitung

Ebenso wie bei allen anderen mythologischen Gestalten fällt es auch bei der Göttin Roma schwer, ein einheitliches Bild von ihr zu zeichnen. Dabei differieren nicht nur die Art der Verehrung, die zugeschriebenen Eigenschaften und der Herkunftsmythos der Roma, sondern auch die Intensität und das zeitliche Auftreten von Roma-Kulten in den verschiedenen Regionen der Mittelmeerwelt unter römischer Herrschaft. Ferner gilt für Roma ebenso wie für viele andere Göttergestalten, dass ihr einerseits religiöse Verehrung zuteil geworden ist. Diese fand ihren Ausdruck in verschiedenen Riten, wie z. B. Opferungen, Agonen, feierlichen Prozessionen usw. Andererseits hatte die Verehrung der Roma auch einen ganz konkreten Bezug zur diesseitigen Lebenswelt der Menschen: Das Aufkommen der Kulte für sie kann als Reaktion auf die politische und militärische Präponderanz der Römer in der griechischen Welt gesehen werden. Indem die Personifikation der Roma diese beiden Sphären der Lebenswelt antiker Menschen bediente, knüpfte ihre Verehrung direkt an die Heroen- und Herrscherkulte im östlichen Mittelmeerraum an. Sie entstand also keineswegs aus dem Nichts heraus, was ich im Folgenden belegen will. Um in das uneinheitliche Bild der Roma-Verehrung Ordnung zu bringen, bietet es sich an, eine Untersuchung der Roma-Kulte zeitlich zu staffeln, zumal ihre Ausdehnung in den Westen des Römischen Reiches dem erstmaligen Auftreten im griechischen Osten zeitlich nachgeordnet ist. Dabei werde ich mich auf die Entstehung des Kultes in der griechischen Welt und seine Transformation unter Oktavian bzw. Augustus beschränken.

Die »Gemma Augustea«
Abb. 1: Die Gemma Augustea; Roma sitzt oben in der Mitte links neben Augustus, dargestellt als Athena-Typ (Quelle)

Sind uns auch keine der Roma geweihten Tempel mehr erhalten1, so kann man die Quellenlage dennoch nicht als schlecht bezeichnen. Es gibt zahlreiche Inschriften2, die belegen, dass tatsächlich Kulte für die Göttin gegründet, dass ihr Priester geweiht und Tempel errichtet wurden. Aus Milet ist uns gar eine recht ausführliche Inschrift erhalten, die die Regeln für die Verehrung der Göttin sehr genau festhält.3 An dieser Inschrift lässt sich, natürlich in Kombination mit anderen Quellen, zeigen, welche Ehren genau für sie zelebriert wurden. Ferner wird Roma in literarischen Quellen immer wieder erwähnt, wenngleich nur verstreut. Denn es gibt keinen antiken Autor, der sich ihr systematisch genährt hat.

Für die Erforschung der Göttin ist der bereits vor einem knappen Jahrhundert erschienene Artikel von Franz Richter im Ausführlichen Lexikon der griechischen und römischen Mythologie richtungweisend. Richter hat eine erstaunliche Fülle an Quellenbelegen, sowohl literarischer als auch epigraphischer und numismatischer Natur, zusammengetragen. Was sein Aufsatz nicht bietet ist eine Deutung des Phänomens. 1975 legte Ronald Mellor dann seine umfassende Monographie ΘΕΑ ΡΩΜΗ vor, die für die Erklärung des Auftretens der Roma wesentlich mehr Überlegungen bereitstellt.4 Manfred Clauss präsentiert mit seinem Buch Kaiser und Gott eine interessante Sichtweise auf die Äußerungsformen römischer Religion, die meines Erachtens bei der Interpretation der Vergöttlichung des Augustus nicht vernachlässigt werden darf.

2 Herrscher- und Heroenkulte in der griechischen Welt

Ich möchte in diesem Kapitel nur kurz anreißen, wodurch sich Herrscher- und Heroenkulte in der griechischen Welt auszeichneten. Diese sehr knappe Darstellung soll vornehmlich dazu dienen, die Formen dieser Kulte in den folgenden Abschnitten mit den Formen der Roma-Verehrung zu kontrastieren.5

Etwa seit dem 8. Jhr. v. Chr. verbreiteten sich Heroenkulte in der griechischen Welt. Der verehrte Heros ist zumeist eine mythologische Gestalt, kann aber auch real existiert haben. Seit dem 5. vorchristlichen Jhr. ist eindeutig belegt, dass auch Menschen, die tatsächlich gelebt haben, nach ihrem Tode zum Heros wurden. Der Heros wird ebenso als schützend wie auch strafend vorgestellt. Poleis ziehen ihre Legitimation oftmals aus historischen oder mythischen Gründerheroen, die auf der Agora ihr Grab hatten, was zunächst ungewöhnlich erscheinen muss, da Gräber in der Antike für gewöhnlich vor der Stadt lagen. Dass der Heros eines innerhalb der Stadtgrenzen hatte, markiert seine große Bedeutung für das Gemeinwesen. Zentraler Ort der Verehrung war dieses Grab des Heros, denn die Kulte waren von der Vorstellung getragen, der Heros wirke aus der Erde heraus sowohl schützend als auch strafend. Hier wurden auch Kulthandlungen, wie Libationen, ausgeführt. In der Regel blieben Heroenkulte lokal gebunden, konnten aber auch panhellenische Bedeutung erlangen. Es lassen sich Opferhandlungen mit Libationen und Schlacht- und Verbrennungsopfer, aber auch Agone zu Ehren des Heros feststellen. Darüber hinaus sind außergewöhnliche Formen der Ehrenbezeigung überliefert: Weinen und Klagen, das Abhalten festlicher Bankette (was eher an dionysische Feiern erinnert) oder das Bereiten eines Bades.6

Das Herrscherbild der Griechen verband die Person des Herrschers mit der Vorstellung von einem Gottessohn, Heros oder Staatsgründer. Die Verehrung von Heroen war demnach ein Anknüpfungspunkt für die Ehren, die später Herrschern zuteil wurden.7 Prägend für das Herrscherbild der in dieser Arbeit behandelten Epoche wurde für die Griechen Alexander der Große (356–323). Mit ihm wurden neue Formen der herrschaftlichen Legitimation eingeführt: der militärische Erfolg, explizite Herrschaftszeichen wie das Diadem und die sakrale Überhöhung der Person des Herrschers. Fritz Taeger zufolge entstand der hellenistische Königskult in dem Moment, in dem die staatliche Organisationsform der Polis durch eine neue verdrängt wurde. Der Herrscherkult war Symptom dafür, daß die Zeit des Gemeindestaates vorüber war.8 Politische Veränderungen bedingten, so interpretiere ich diese Aussage Taegers, Veränderungen im religiösen Gebaren. Die nun entstehenden Herrscherkulte hätten allerdings, so Taeger weiter, an vorhellenistische Bedingungen anknüpfen können. Und diese Bedingungen sind meines Erachtens die Heroenkulte gewesen, denn ihr Fundament ist die Vorstellung, dass der Heros Macht über das Geschehen im Hier und Jetzt besitzt. Sobald sich aber ein Herrscher als mächtiger erweist, müssten folgerichtig ihm diese Kulte zukommen, zumal seine militärische Macht als Numen, Ausdruck seines göttlichen Wesens als wirkender Kraft, verstanden werden konnte. So werden unter Alexanders Nachfolgern Kulte, welche ursprünglich nur verstorbenen Königen zugedacht waren (auch die Heroenkulte waren nur für bereits Verstorbene vorgesehen), auch von noch lebenden Herrschern beansprucht.9 Dass es im Rahmen der Herrscherkulte zu immer größeren Ehren bis hin zur Vergottung gekommen ist, gründet auch darin, dass die heroischen Kulte für eine Auszeichnung der besonders bedeutenden Potentaten nicht mehr genügten. The greatest honours for the greatest people10, wie Price schreibt. Auch für den keltischen Kulturraum hält ein Interpret diese Entscheidungsgrundlage für nachweisbar.11 Diese Haltung, in Bezug des Religiösen für den politisch Mächtigeren zu votieren, ist demnach in der antiken Lebenswelt nicht etwa eine singulär griechische. Die politische Macht korrelierte mit ihrer religiösen Bedeutung auch in anderen Kulturkreisen.

3 Die Entstehung des Roma-Kultes in der griechischen Welt

Im Latein der letzten vorchristlichen Jahrhunderte konnte das Wort Roma zunächst nur als geographische Bezeichnung verwendet werden.12 Die Gleichsetzung der Göttin mit dem römischen Volk und der römischen Macht13 kam folgerichtig aus dem griechischen Kulturraum. Dionysios von Halikarnassos hielt im 1. Jhr. v. Chr. in seiner Frühgeschichte des römischen Altertums verschiedene Gründungsmythen Roms fest. In einem dieser Mythen heißt es, der aus Troja stammende Aeneas habe die Stadt gegründet und nach Romê benannt, einer der ihn begleitenden trojanischen Frauen. Romê, so Dionysios weiter, habe nämlich die Schiffe der umherirrenden Trojaner in Brand gesetzt, da sie es leid war, fortwährend durch die Welt zu ziehen. Dies habe Aeneas schließlich zur Stadtgründung veranlasst.14 Im Folgenden heißt es dann, Romê sei mit Latinus, einem eingeborenen König verheiratet gewesen und ihre Söhne, Romulus, Remus und Telegonus, hätten die Stadt gegründet.15 Dionysios stellt mithin in seinem Geschichtswerk eine widersprüchliche Tradition dar, der zufolge Roma je nachdem mit Aeneas, Ascanius oder Latinus verheiratet und die Tochter von Ascanius, Telemachos, Evander oder Italus gewesen sein soll. Gemeinsam haben die verschiedenen Erzählstränge allerdings, dass die Bezeichnung Rom eponym ist, also auf eine Person zurückgeht, die tatsächlich existiert haben soll. Ferner wird Romê, die spätere Roma, keineswegs als Göttin oder Heroin bezeichnet. Diese Vorstellung muss aus späterer Zeit stammen. Im ersten Fall hat der Mythos der Romê sogar noch eine aitiologische Komponente, denn er gibt einen Grund an, weswegen Rom von den unstet durch das Mittelmeer flüchtenden Trojanern gegründet wurde – man war des Reisegefährts beraubt.16 Mellor lehnt allerdings die Vorstellung ab, diese mythologische Tradition könnte etwas mit der späteren Göttin zu tun haben.17

Spätestens seit den Kriegen Roms mit dem in Unteritalien liegenden Tarent (282–272) war das römische Gemeinwesen auch aus Sicht des griechischen Kulturkreises zu einer ernstzunehmenden Macht herangewachsen.18 Diese neue Wahrnehmung des ehemaligen Stadtstaates, der nun in ganz Unteritalien seine Herrschaft gesichert hatte, dürfte dazu beigetragen haben, dass das Wort Roma im griechischen Osten als Personifikation für das römische Volk und den römischen Staat verwendet wurde. Die Identifikation eines Gemeinwesens mit einer einzigen Figur ist den Griechen zu dieser Zeit keineswegs fremd gewesen. Dies belegt der Umstand, dass bereits in den Rittern des Aristophanes (ca. 445–385) das athenische Volk, der Demos, als Figur auftritt. Mellor erwähnt eine Inschrift, die es gar nahe lege, dass um 184 v. Chr. ein Kult für den römischen (!) Demos in Athen eingerichtet worden sei, Knoche verweist auf die Personifikation der Hellas bei Pausanias (gest. 467/466 v. Chr.). Die kultische Verehrung der Personifikation eines Kollektivs scheint in der griechischen Welt folglich nicht auf Roma beschränkt gewesen zu sein.19

Anhand literarischer Quellen lässt sich der erste Kult für die Göttin Roma auf das Jahr 195 v. Chr. festlegen.20 Tacitus (ca. 55 bis nach 115) berichtet in seinen Annalen davon, dass in Smyrna, an der Küste Lydiens, zur Zeit des Konsulats von M. Porcius, d. h. 195 v. Chr., von den Smyrnäern ein Tempel zu Ehren der Roma errichtet worden sei.21 Er lässt dies die Smyrnäer im Konzert mit anderen Verdiensten, die man sich um Rom erworben habe, berichten. Kann es für sicher gelten, dass 195 v. Chr. ein Roma-Tempel in Smyrna errichtet wurde? J. A. O. Larsen meint, ja. 196 v. Chr. habe der Seleukidenkönig Antiochos III. (König 223–187) Smyrna aufgefordert, ihm Untertanentreue zu geloben, worauf die Smyrnäer ihn verspotteten. Antiochos belagerte daraufhin die Stadt, was die Smyrnäer nötigte, Rom um militärische Unterstützung zu bitten. Um Rom zum Eingreifen zu bewegen, habe man dann einen Kult zu Ehren des römischen Volkes und der römischen Macht, sprich: einen Roma-Kult, eingerichtet (was allerdings eher für unwahrscheinlich gelten kann, denn solche Kulte sind eigentlichen Folgen von Wohltaten). Die Smyrnäer hätten sich mithin, so Larsen weiter, selbst unter römischen Schutz gestellt.22 An der Schilderung dieser ersten belegten Kulteinrichtung für Roma fällt zum einen auf, dass Roma schon zu einer Gestalt geworden war, der man göttliche Ehren, nämlich die Errichtung eines Tempels, zukommen lassen konnte. Zum anderen wurde der Tempel nicht ganz aus freien Stücken errichtet. Denn der Entscheidung, einen Roma-Kult zu etablieren, ging die militärische Bedrohung durch Antiochos III. voraus. Der Kult diente folglich dazu, den Römern zu zeigen, dass man ihnen wohlgesonnen gegenüberstehe. Denn diese waren im beginnenden 2. Jhr. v. Chr. auch schon im östlichen Mittelmeerraum eine nicht mehr zu vernachlässigende Macht. Bereits seit dem späten 3. Jhr. v. Chr. hatten die Römer militärisch im Osten des Mittelmeerraumes interveniert, die Seleukiden aus Kleinasien vertrieben und Macedonien besiegt, sodass Philipp V. (macedonischer König 221–179) auf die Hegemonie in Griechenland verzichten musste. Larsen leitet dementsprechend aus der Untersuchung früher Kulte für Roma die Schlussfolgerung ab: These cults of Roma all had in common that they served as instruments for appealing to Rome to assume the protection of the state23.

Kann man demnach schlussfolgern, die Errichtung der ersten Roma-Kulte im griechischen Osten hätte allein eine politische Funktion gehabt? Tatsächlich fällt auf, dass Ehren für die Stadt Rom und das römische Volk in der Personifikation der Roma eng mit der zunehmenden Einflussnahme Roms und dem rapiden Machtverslust der ehemaligen regionalen Mächte zusammenhängt. Simon R. F. Price nennt das Beispiel der Insel Chios, die den Römern im Krieg gegen Antiochos III. als Hafenbasis diente. Nachdem Rom Antiochos besiegt hatte (Friede von Apameia 188 v. Chr.), befreiten die Römer Chios von Tributen. Ferner gewann Chios Land zu seinem Herrschaftsbereich hinzu. Als Folge dieser Vergünstigungen wurden für Roma Opferungen, eine Prozession und Spiele abgehalten, gleichsam als Dankbarkeitsbezeigung für das Erscheinen (epiphaneia) der Römer. Allerdings habe es nicht nur Ehren für Roma, sondern auch für das römische Volk und die römischen Wohltäter direkt gegeben.24 Es scheint, als habe man noch betonen müssen, dass die Kulte für Roma Kulte waren, die das ganze römische Volk und dessen unüberwindliche Macht huldigen sollten. Da der Kult für Roma offensichtlich noch relativ jung war, hielt man es evtl. für nötig, zu betonen, dass er das römische Volk mit einschloss.

Der Zusammenhang zwischen Einrichtung von Roma-Kulten und politischen Entwicklungen ist evident. Ich halte aber Überlegungen von Price für durchaus bedenkenswert, dass wir vorsichtig sein müssen, unsere heutige Vorstellung einer klaren Trennung von Politik und Religion auf die vorchristliche griechische Welt zu übertragen.25 Price sieht sowohl Politik als auch Religion als Mittel, um Macht auszuüben, und Macht keineswegs auf explizit politische Macht beschränkt.26 Und die aus dieser Macht resultierende militärische Überlegenheit konnte, wie ich meine, durchaus auch als göttliches Wirken interpretiert werden. Ein Beispiel, das die wechselseitige Durchdringung der beiden Sphären Politik und Macht sinnfällig macht, ist die Errichtung des zentralen Heiligtums zur Verehrung von Roma und Augustus durch Augustus in Pergamon (vgl. Kap. 4). Pergamon hatte durch das Dekret des Augustus zentrale religiöse Bedeutung in Kleinasien erlangt. Zugleich aber genoss die Stadt auch große politische Bedeutung. Denn sie war der Sitz des Koinons von Asien: einer politischen Organisation asiatischer Städte. Pergamon war mithin sowohl politisches als auch religiöses Zentrum in Kleinasien geworden, die beiden Sphären waren räumlich und institutionell vereint.27

Wie schon mehrfach erwähnt, hatte die Verehrung des römischen Volkes und der römischen Macht, personifiziert in der Göttin Roma, ihren Ursprung in den hellenistischen Herrscher- und Heroenkulten. Dies sieht man sehr deutlich daran, dass anfangs auch Konsuln und Prokonsuln verehrt wurden, wenn sich diese im griechischen Osten besonders hervorgetan hatten. Ihnen wurden Ehren zuteil, die bei Herrscher- und Heroenkulten typischerweise gewährt wurden. Wie eng die Verbindung zu den älteren Wohltäterkulten war, illustriert das Beispiel des römischen Politikers und Feldherrn Titus Quinctius Flamininus (ca. 228–174): 191 v. Chr. wurde Antiochos III. von den Griechen unter maßgeblicher politischer Beteiligung von Flamininus bei der Schlacht an den Thermopylen besiegt. Antiochos floh darauf nach Chalkis. Dorthin wurde er von Manius Acilius Glabrio, Konsul im Jahr 191 v. Chr., und Flamininus verfolgt. Manius entschloss sich, Chalkis anzugreifen, was Flamininus jedoch, da Antiochos bereits weitergeflohen war, zu verhindern wusste. Dafür erwiesen die Chalkidier Flamininus ausgesprochen reichhaltige Ehren:28 Sie widmeten ihm zusammen mit Herkules ein Gymnasium sowie ein Delphinium zusammen mit Apollon. Ferner wurde ein Priester für ihn gewählt und eingesetzt, was auf einen Kult hinweist, der für ihn eingerichtet worden sein muss. Dem Bericht Plutarchs (ca. 46–120) zufolge muss dieser Kult mit Trankspenden und anderen Opfern begangen worden sein.29 Dass ein Kult mit eigenem Priester für Flamininus eingerichtet wurde, zeigt deutlich, dass es sich um göttliche Ehren gehandelt hat, die man ihm zuerkannte. Ferner fällt auf, dass er Apollon und Herkules, der in der Mythologie ehemals menschliche Heros, welcher Eingang in das Pantheon der griechischen Götter gefunden hatte, nebengestellt wurde. Ein eindeutiges Zeichen für seine Vergottung bringt aber der Hymnus, der ihm zu Ehren gesungen wurde (Plutarch zitiert nur die letzten Verse):

And the Roman faith we revere, which we have solemnly vowed to cherish; sing, then, ye maidens, to great Zeus, to Rome, to Titus <Flamininus>, and to the Roman faith: hail, Paean Apollo! hail, Titus our saviour!30

Flamininus wird hier als soter (saviour), als Retter bezeichnet. Gerade die Hinzufügung dieses Beiworts verweist auf die Vergottung des Flamininus durch die Chalkidier. Ferner fällt auf, dass ihm nicht allein in seiner Eigenschaft als wohltätiger Einzelperson, sondern auch als Vertreter Roms gehuldigt wird. Nicht umsonst wird zweimal betont, dass man den römischen Glauben (the Roman faith) verehre. Ferner wird Rom selbst in einer Reihe mit dem höchsten Olympier, Zeus, und Flamininus angerufen. Ich denke, dass diese Beobachtungen dafür sprechen, dass Flamininus als Vertreter der römischen Macht gesehen wurde, die in der Besiegung des Antiochos bei den Thermopylen wieder ihre unüberwindliche Stärke unter Beweis gestellt hat, nun aber Milde zeigte und Chalkis verschonte. Die Ehren resultieren also auch hier wieder aus einer militärischen Überlegenheit. Auffällt allerdings, dass Plutarch nichts von einer Verehrung der Göttin Roma berichtet, obwohl diese laut Tacitus einige Jahre zuvor in Smyrna etabliert worden sein soll.31

Im Hymnos der Melinno, der in etwa aus derselben Zeit stammt32, wird ebenso wie in allen bisher angeführten Fällen die Verehrung der Roma v. a. auf die militärische Macht Roms zurückgeführt. Ich möchte hier nur die ersten beiden Strophen zitieren:

Sei gegrüßt mir, Roma, des Ares Tochter,
Kampfgemut, im goldenen Kopfschmuck, Herrin,
Die du steigst zum Thron des hehren Olympos,
Nimmer zerstörbar.
 
Dir allein, Ehrwürdige, gab die Parze
Ew’ger Herrschaft königlich Ruhmgewinde,
Daß du, allgewaltiger Macht gebietend,
Führerin seiest.33
Das »Cancelleria Relief«
Abb. 2: Das Cancelleria Relief (Ausschnitt); Roma in der Mitte mit Helm, als Amazonen-Typ (martialisch mit entblößter Brust); symbolisch stützt sie den linken Arm des Imperators (Quelle)

Roma wird von Melinno als unbezwingbar und martialisch beschrieben. Außerdem wird sie in eine Reihe mit den kriegerischen Amazonen gestellt, die bis dato als einzige als Töchter des Ares bekannt waren.34 C. M. Bowra meint, dass die Stelle, welche in der von mir zitierten Übersetzung im goldenen Kopfschmuck lautet, mit im goldenen Gürtel zu übersetzen sei. Dies würde ungleich besser passen, denn der Gürtel wurde als Sitz der Stärke und Überlegenheit der Amazonen gedeutet.35 Somit setzte sich der zweite Vers der ersten Strophe nur aus Bildern von Gewalt und Übermacht zusammen: Roma sei immer kampfesfreudig, Herrin und von der Kraft und Überlegenheit der Amazonen beseelt. Auch die spätere Ikonographie der Göttin in der römischen Kaiserzeit stellt diese oftmals als Amazone mit Schild, Parazonium, in kurzer Tunika, die rechte Brust entblößt und auf ihren Waffen sitzend dar.36 Die Betonung der kriegerischen Stärke der Roma kann somit als Konstante in ihrer literarischen und ikonographischen Darstellung angesehen werden. Ferner ist zu bedenken, dass die Verwendung des Wortes Roma für den (Alt-)Griechisch Sprechenden immer zugleich die Bedeutung Kraft, Stärke, Macht, Gewalt hatte37, die Verwendung des Wortes selbst mithin schon die unüberwindliche Macht Roms evozierte.38

Die »Säule des Antoninus Pius«
Abb. 3: Darstellung der Roma aeterna auf der Säule des Antoninus Pius, rechts auf Waffen sitzend, als Mischtyp (langes Gewand, aber entblößte Brust) (Quelle)

In der zweiten Strophe des Hymnos auf Roma wird diese v. a. als Herrscherin apostrophiert. Der unwidersprochene und unantastbare, ja für alle Zeiten währende Führungsanspruch Roms wird betont. Mir scheint es, als verweise die Strophe somit schon auf das Bild der Roma aeterna, das sich erst in der römischen Kaiserzeit voll entwickeln sollte.39 Kenneth J. Pratt sieht als einen wesentlichen Schritt zur Vorstellung von Rom als ewiger Stadt – einer Vorstellung, die übrigens auch noch im Christentum Bestand hatte –, dass die Gestalt des Kaisers sich mit der Göttin Roma verband (vgl. Kap. 4). Der zweite Schritt sei gewesen, dass die Voraussicht (providentia) und Ewigkeit (aeternitas) des Kaisers mit der Vorstellung von der Ewigkeit Roms verschmolzen sei.40 Die Verknüpfung der Ewigkeitsvorstellung mit der Personifikation der Macht des Römischen Reiches (d. h. mit Roma) reicht aber, wie die Verse Melinnos belegen, bis in das 2. Jhr. v. Chr. zurück. Mir scheint demnach diese spätere Vorstellung schon in den frühen Belegen für die Verehrung der Göttin angelegt.

Die frühen Kulte für die Göttin Roma setzten sich also aus dem kompletten Satz an Ehren zusammen, die Herrschern zuvor zuteil geworden waren:41 Im Falle von Smyrna wird von der Errichtung eines Tempels für Roma berichtet. Dies lässt auch auf die Einrichtung eines Kultes mit eigenem Priester schließen, denn der teuerste Teil eines Kultes, der Tempel, dürfte das letzte Element gewesen sein, welches man dem Kult hinzufügte. Im Falle von Chios ist von Opferungen, Prozessionen und Spielen die Rede. Mellor führt darüber hinaus noch die Errichtung von heiligen Bezirken mit Altären und die Benennung von Monaten nach der Göttin an.42 Eine größtenteils erhalten gebliebene Inschrift aus Milet aus dem Jahr 130 v. Chr. – es handelt sich um die größte erhaltene Quelle über Opferungen im Namen Romas – berichtet, welche Ehren der Göttin dort zuteil geworden sind:43 darunter zahlreiche Tieropfer, aufs Genauste geregelt. Ferner wird von der Bestellung eines Priester und von gymnischen Agonen mit Fackelrennen und anderen athletischen Spielen berichtet. Außerdem scheint zur Entstehungszeit der Inschrift gerade ein Roma-Tempel in Bau gewesen zu sein. Die Waffen, heißt es dort, welche in den Spielen als Preise ausgesetzt wurden, sollten zunächst im Gymnasium niedergelegt werden, but eventually, when the temple of Roma has been completed, in the Romaion, d. h. im heiligen Bezirk des Tempels. Von der Errichtung von Roma-Tempeln ist gerade in literarischen Quellen des Öfteren die Rede. Livius (59 v. Chr. – 17 n. Chr.) berichtet sowohl von der Errichtung eines Tempels als auch von der Stiftung von Spielen, sogenannten Rhomaia, in Alabanda.44 Für die Rhomaia dienten als Vorbild v. a. die früheren Heroenkulte. Diese Spiele zu Ehren Romas lassen sich in der ganzen griechischen Welt nachweisen, die ersten bereits im frühen 2. Jhr. v. Chr. für Athen und Rhodos45, und beinhalteten nicht nur hippische, gymnische und musische Agone, sondern auch Prozessionen und Opfer. Diese Spiele für die Göttin müssen sehr weit verbreitet gewesen sein und lassen sich bis in das 3. und 4. nachchristliche Jhr. belegen.46 Schließlich sei noch erwähnte, dass Polybius (ca. 200–120) von der Errichtung einer Kolossalstatue der Roma auf Rhodos im Tempel der Athena berichtet.47

An den gerade erwähnten Quellbefunden fällt wie an den bereits weiter oben besprochenen auf, dass Roma immer in engem Zusammenhang mit der Stadt Rom und/oder dem römischen Volk gehuldigt wurde. In der bereist zitierten Inschrift aus Milet heißt es mehrfach, dass die Ehren sowohl für das römische Volk als auch für Roma (to the Roman people and to Roma) gespendet werden. Einmal werden gar die Römer (the Romans) selbst apostrophiert. Die Errichtung der Kolossalstatue der Roma auf Rhodos wird bei Polybius im Zusammenhang mit einer Gesandtschaft nach Rom erwähnt. Und Livius weist nicht nur auf die Stiftung von Rhomaia hin, sondern auch darauf, dass Bewohner von Alabanda nach Rom gekommen seien, um dort Votivgaben am Tempel des Jupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol niederzulegen.48 So kann man, denke ich, trotz der geäußerten Bedenken über die scharfe Trennung der beiden Sphären Politik und Religion davon sprechen, dass eine wesentliche Parallele von Herrscher- und Heroenkulten und den neueren Roma-Kulten die politische Bedeutung und Motivation ist. Denn es fällt durchweg auf, dass sich die Roma-Kulte in dem Maße verbreiteten, in dem die Römer an politischem und militärischem Einfluss in der griechischen Welt gewannen. Die größere Verbreitung im Gegensatz zu den alten Herrscherkulten, sei, so Price, einer größeren Präsenz römischer Regierungsbeamter geschuldet.49 Schließlich sei noch erwähnt, dass Roma Beinamen erhielt, die zwar als gewöhnlich bezeichnet werden könnten, aber typischerweise auch Königen beigelegt worden seien. Dies, so Mellor, belege ihre Abkunft von den Herrscherkulten.50

4 Roma und Augustus

Wie bereits in Kap. 3 am Beispiel von Flamininus gezeigt, erhielten auch römische Magistrate kultische Ehren im griechischen Osten. Cicero stellt es so dar, als hätte er Mühe gehabt diese Ehren abzulehnen. Pompejus hat, den Quellen zufolge, tatsächlich welche erhalten. In Mytilene wurde ein Monat nach ihm benannt, auf Delos wurde ein Priesteramt für ihn (Pompeiastai) eingerichtet, auf Samos und in Mytilene erhielt er den Beinamen soter und schließlich berichtet Appian von der Errichtung eines Tempels.51

Auch der militärisch im Osten erfolgreich agierende Oktavian, der spätere Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), erhielt im griechischen Osten nach der Schlacht bei Aktium (31 v. Chr.) und der Einnahme Alexandrias (30 v. Chr.) Kulte. Diese Gewährung kann auch als Anerkennung seiner Macht resp. göttlichen Wirkenskraft verstanden werden, die sich in der entscheidenden Schlacht von Aktium und der Eroberung Alexandrias gegenüber seinen Gegner als überlegen manifestierte. Oktavian ließ die Gründung von Heiligtümern für ihn zu, wohl auch deswegen, weil er den vorhergehenden Krieg begleitet von einer massiv antiorientalischen Propaganda geführt hatte.52 Die Kulte für ihn lassen sich somit durchaus als Versuch verstehen, die nunmehr neu in seinem Herrschaftsbereich liegenden Reichsteile einzubinden. Denn es ist schon bezeichnend, dass er die Verehrung seiner Person nur Nicht-Römern zugestand. Römer durften, wie Cassius Dio (155 bis nach 229) feststellt, nur Roma und seinem (Adoptiv-)Vater Cäsar (100–44) Heiligtümer errichten.53 Oktavian legte fest, dass für die einzelnen Provinzen zentrale Heiligtümer gegründet werden sollten: für Bithynien in Nikomedeia und für Asien in Pergamon.54 Er scheint diese Ehren für ihn von Anfang an eng mit den Ehren für Roma verbunden zu haben, die ja, wie oben erläutert (vgl. Kap. 3), das ganze römische Volk und dessen Macht adressierte.55 Sueton (ca. 70–140) weist des Weiteren darauf hin, dass Oktavian seine Verehrung in Rom zurückgewiesen habe.56 Die Verehrung von Roma wurde tatsächlich erst unter Hadrian (römischer Kaiser 117–138) in der Hauptstadt des Reiches institutionalisiert, und dann zusammen mit Venus.57

Oktavian hat Pergamon als Ort für die Errichtung des Tempels für Roma und ihn allerdings nicht nur aus religiösen Gründen berücksichtigt. Da Pergamon der Sitz für das Koinon in Asien war, dürfte sein Dekret auch als politischer Schritt zur Festigung seiner Macht verstanden werden. Denn erst so konnte Pergamon sowohl zum religiösen als auch politischen Zentrum in Kleinasien werden.58 Die Römer, folgert Manfred Clauss aus den Tempelerrichtung für Augustus, dokumentierten dabei ihre Beziehung zu dem Gott-Kaiser ebenso wie die einheimische Bevölkerung.59 Und diese Beziehung war eine, welche die göttliche Macht Oktavians anerkannte, die sich wiederum in seiner militärischen Überlegenheit offenbarte60. Der Roma-und-Augustus-Kult in Pergamon hatte lange Zeit Bestand. Für die Jahre 117–138 ist eine Inschrift überliefert, die Opferhandlungen für Roma und Augustus belegt.61 Vor allem von Geld- und Speisespenden ist dort die Rede, aber auch Wein wird erwähnt, was wohl auf Libationen schließen lässt. Roma und Augustus werden direkt als Götter (the gods) bezeichnet. Zusätzlich zu den Sachspenden wurden Hymnen gesungen.

Als Folge der Zugeständnisse Oktavians im Osten kam es zu einer weitreichenden Verbreitung seines Herrscherkultes – jedoch immer nur in Verbindung mit Roma.62 Evtl. ist Oktavian als Objekt der Verehrung nur zu bereits bestehenden Roma-Tempeln, die ja bereist seit über 150 Jahren bestanden, neu hinzugetreten. Die Bestimmung, dass Augustus nur zusammen mit Roma verehrt werden dürfe, hat sich später im Westen des Reiches fortgesetzt.63 Wurden hier Provinzialkulte installiert, so immer in Verbindung mit Roma. Ein wesentlicher Unterschied der Kulte im Westen zu denen des Ostens war allerdings, dass sie nicht spontan in den jeweiligen Städten entstanden. Ihre Errichtung wurde vielmehr zentral von Rom aus gesteuert, auch, weil es im Westen keine lokalen Organisationen gab, die die Verehrung von Augustus und Roma per decretum einführen konnten.64 Vielleicht steht hinter dieser zentralen Steuerung die Absicht, die Verehrung des Herrschers und der Roma zu einem das ganze Reich verbindenden Symbol zu machen. Denn so gab es im Westen wie im Osten ein einheitliches Götterensemble, dass von der gesamten Bevölkerung verehrt wurde – ein sichtbares Zeichen der Loyalität zum Herrscher.65 Einer dieser Provinzialkulte im Westen des Reiches wurde 12 resp. 10 v. Chr. in Lugdunum errichtet.66 Dieser Kult entstand evtl. über einen bereits bestehenden keltischen für die Gottheit Lug. Roma wird in ihm zwar nicht gesondert erwähnt, allerdings taucht ihr Name in einer Inschrift auf, in der die Bezeichnung für den zuständigen Priester festgehalten wurde:

Priester der Roma und des Aug(ustus) für den Altar am Zusammenfluss von Rhône und Saône67.

Der Kult von Lugdunum war für die ganze Provinz zentral. Es gab ein jährliches concilium, das von Spielen mit rhetorischen Wettkämpfen begleitet war, in denen die Verlierer erniedrigende Strafen erdulden mussten, wie Sueton berichtet.68 Ferner war auch dieser Kultort – wie Pergamon – zugleich politisches Zentrum, nämlich Ort einer Repräsentativversammlung von Delegierten aus verschiedenen civitates der Provinzen Lugdunensis, Aquitania und Belgica.69 Vorsitzender dieser Versammlung war der Hohepriester des Kultes, was die enge Verbindung von religiöser und politischer Aufgabe, die der Altarstiftung in Lugdunum zukam, unterstreicht.

Summa summarum lässt sich feststellen, dass auch für die Ergänzung des Roma-Kultes um die Person des Augustus die politische Entwicklung im griechischen Osten ausschlaggebend war. Erst nachdem Oktavian sich militärisch durchgesetzt hatte, kam es zu Angeboten, ihm kultische Ehren zu bezeugen. Dass Augustus dann später die Errichtung weiterer Kulte im Westen zentral steuerte, dürfte vornehmlich politische Gründe gehabt haben. Mellor geht davon aus, dass sich mit der Adaption der Göttin durch Augustus auch ihr Charakter geändert habe.70 Die Identifikation mit dem römischen Volk sei gelockert worden zugunsten einer mit dem Kaiser.71

5 Schlussbemerkung

Die Quellenbefunde belegen, dass die Roma-Kulte zunächst in der griechischen Welt entstanden. Selbst die mythologische Roma-Gestalt, die nicht notwendigerweise mit der Göttin, wie sie dann ab ca. 200 v. Chr. verehrt wurde, zusammenhängen muss, stammt aus dem griechischen Kulturraum. Dies darf nicht weiter verwundern, da die Parallelen der Roma-Verehrung zu den griechischen Herrscher- und Heroenkulten evident sind. Ich möchte diese Parallelen hier noch einmal kurz zusammenfassen, wobei die Unterschiede nicht verschwiegen werden sollen.

Die Heroenkulte hatten über den religiösen Inhalt hinaus immer einen Bezug zu dem Teil der Welt, den ich politische Wirklichkeit nennen möchte. Waren zunächst v. a. mythologische Gestalten verehrt worden, so spätestens ab dem 5. Jhr. v. Chr. auch Menschen, die sich vor ihrem Tode in besonderer Weise hervorgetan hatten. Diese persönlichen Auszeichnungen werden in den Quellen zumeist als politisch-militärische qualifiziert. Als sich die griechische Staatenwelt durch das Agieren der neuen Herrscher seit Alexander dem Großen fundamental änderte, transformierte sich auch der Heroenkult und wurde nach und nach zu einem Herrscherkult. Nicht der v. a. lokal gebundene Heros, sondern die Macht des Herrschers hatte sich als die größere erwiesen und wurde dementsprechend gewürdigt. Die immer wieder bewiesene kriegerische Potenz eines Alexander, welche als unüberwindbar gelten konnte, dürfte mit dazu beigetragen haben, dass dem neuen Herrscher auch sakrale Ehren zuteil wurden. Die Roma-Kulte schlossen an diese Tradition der neuen Herrscherkulte direkt an. Dabei darf, wie ich denke, der Übergang von der einen zur anderen Kultform nicht als scharfe Bruchkante gedacht werden. Vielmehr dürfte eine allmähliche Entwicklung stattgefunden haben. Diese führte dazu, dass zunächst Statthalter und Feldherrn der Römer wie Flamininus, die sich als militärisch gegenüber alten Herrschern wie Antiochos III. überlegen erwiesen hatten, Ehren zugesprochen bekamen, die man durchaus als göttliche Ehren, also Ehren, die in der Tradition der Herrscher- und Heroenkulte standen, verstehen kann. Der Umstand, dass ein römischer Feldherr oder Konsul immer Herrscher auf Zeit war, müsste in der Folge dazu beigetragen haben, vorzugsweise dem römischen Kollektiv, personifiziert in Roma, zu huldigen. Dies brachte nämlich einen rein praktischen Nutzen mit sich: Der Adressat des Kultes musste nicht alljährlich, im Wahlturnus der römischen Republik, gewechselt werden. Ferner zeigt die Quellenlage, wie ich oben detaillierter ausgeführt habe (vgl. Kap. 3), dass es in der griechischen Welt auch schon zuvor Personifikationen eines Kollektivs gab. Die Idee war mithin bereits angelegt. Wie bis zu dieser Zeit hat auch für die folgende Transformation des Roma-Kultes die politische Entwicklung im griechischen Osten den Ausschlag gegeben. Die Siege Oktavians von Aktium und Alexandria und seine daraus folgende Oberhoheit über die griechischen Gebiete führte direkt zu der Institutionalisierung von Kulten für Roma und Augustus. Gleichwohl darf nicht übersehen werden, dass der erste römische Kaiser bei der Regulierung dieser Kulte nicht unbeteiligt war. Dies gilt zwar besonders für die Einführung der Kulte im Westen des Reiches, wo diese wohl kaum spontan entstanden wären – es hat an den nötigen institutionellen Voraussetzungen gemangelt –, aber auch für die Festlegung im Osten. Hier durften, daran sei erinnert, Roma und Augustus nur von Nicht-Römern verehrt werden. Ferner wurde der zentrale Ort des Kultes in Asien (Pergamon) unmittelbar an ein politisches Zentrum gebunden. Sind von mir auch immer wieder militärische und politische Entwicklungen ins Feld geführt worden, um die Transformation der Kulte zu erklären, so sollte man diesen Bereich meines Erachtens weiter fassen. In den Quellen sind uns v. a. solche Ursachen überliefert, was unsere Schlüsse natürlich vorprogrammiert. Aber die Entwicklung in der Spätphase des römischen Reiches auf religiösem Gebiet, weg vom heidnischen Polytheismus, hin zum christlichen Monotheismus, zeigt, dass auch Veränderungen in dieser zunächst einmal nicht-kriegerischen Sphäre zu einer signifikanten Veränderung in den Kulten führen konnten: Roma wurde nicht mehr und konnte nicht mehr als heidnische Göttin, sondern nur noch als Personifikation der Ewigkeit der Stadt Rom, als Roma aeterna verehrt werden. Darum sollte man vielleicht ganz allgemein davon sprechen, dass jedwede Veränderung im Bereich einer Gesellschaft auch Veränderungen in den jeweiligen Herrscherkulten nach sich zieht – und strukturell ist der Roma-Kult nichts anderes als ein Herrscherkult.

Bei all diesen Konstanten in der Veränderung lassen sich natürlich auch Differenzen feststellen. Eine Änderung des Kultobjektes bedingte auch immer eine Abänderung des Kultes selbst. In dem Moment, in dem eine lebende Gestalt wie der Herrscher verehrt wird, kann der Kult selbstredend nicht mehr am Grab desselben abgehalten werden. Ferner rückt der Gegenstand der Verehrung vom Gläubigen ab, ist nicht mehr so persönlich, wie es der stadteigene Heros noch war. Auch die Verehrung der Roma ist zunächst eine recht abstrakte, die den politischen Bedingungen der römischen Republik geschuldet war. Relativ konstant geblieben sind aber die einzelnen Riten, welche zelebriert wurden. So finden wir hier wie dort die verschiedensten Opfer, ob nun Tieropfer, Trank- oder Geldspenden. Außerdem wurden wie zu Ehren der alten Götter Agone veranstaltet, die im Falle der Rhomaia sogar eine jahrhundertelange Lebensdauer hatten. Bei all den feststellbaren Konstanten zwischen den Kulten sollte ferner nicht vergessen werden, dass die Entwicklung eine prozesshafte war und sich keineswegs genau in dieser Richtung vollziehen musste. Sie war vielleicht folgerichtig, aber nicht notwendig. Hätte Oktavian sich nicht militärisch durchsetzen können, wäre dann Marc Anton zusammen mit Roma im griechischen Osten verehrt worden?72 Ferner möchte ich noch einmal auf die Überlegungen von Price hinweisen, der eine strikte Trennung der Sphären Politik und Religion ablehnt. Das Anbieten von religiösen Kulten und deren Annahme oder die zentrale Gründung von Kulten können immer auch als Machtspiel verstanden werden. Dass es bei Machtspielen auch um politische Vorteile geht, kann eine echte religiöse Überzeugung im Zusammenhang mit den Herrscherkulten nicht kategorisch ausschließen. Zumal das Verhältnis des antiken Menschen zur Religion zumeist nicht etwa eines des Gefühls und Gewissens, sondern der Handlung war, die durchaus pragmatisch gedeutet werden durfte.73 Insofern erweist sich die Verehrung der Göttin Roma als ein alle Bereich der antiken Gesellschaft umfassendes Phänomen.

6 Literaturverzeichnis

6.1 Quellen

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6.2 Darstellungen

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Taeger, Fritz 1960: Charisma: Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes. Bd. 2. Stuttgart; [= Taeger 1960].

7 Bildnachweis

Abb. 1: Gemma Augustea; Originalbild von Gryffindor auf Wikimedia Commons; Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Abb. 2: Cancelleria Relief (Ausschnitt); aus: Mellor, Ronald 1981: The Goddess Roma. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Abt. II, Bd. 17.2. Hrsg. v. Wolfgang Haase. Berlin/New York, Plate II [nach S. 1014].

Abb. 3: Basis der Säule des Antoninus Pius; Originalbild von Lalupa auf Wikipedia; Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Anmerkungen

1 Vgl. Mellor 1981: S. 959–60.

2 Vgl. Mellor 1975: S. 207–28. Mellor listet alle greifbaren Inschriften auf, die Roma betreffen.

3 Englische Übersetzung der kompletten Inschrift in Beard 1998: S. 246–7, i. e. Quelle 10.3a.

4 C. P. Jones (1977) schrieb zu Mellors Buch eine weitgehend positive Rezension. 1981 erschien dann für die Reihe Aufstieg und Niedergang der römischen Welt ein Beitrag Mellors, in dem er seine Forschermeinung in verkürzter Form wiedergibt.

5 Mellor 1981: S. 956–7 sieht die Wurzeln von Roma auch in Herrscher- und Wohltäterkulten.

6 Vgl. Graf 1998: Sp. 476–9.

7 Vgl. auch Price 1984: S. 1, der konstatiert, dass den neuen Herrschern Verehrungen zukamen, die in ein bereits vorhandenes Gerüst an Ehren für alte Götter eingepasst wurden.

8 Taeger 1960: S. 4.

9 Vgl. Eder 1998: Sp. 498–9.

10 Price 1984: S. 24.

11 Vgl. Clauss 1999: S. 18.

12 Vgl. Mellor 1981: S. 954–6 u. 973 sowie Knoche 1952: S. 332.

13 Vgl. Mellor 1981: S. 956 u. Knoche 1952: S. 325.

14 Vgl. Dion. Hal. ant. 72,2.

15 Vgl. ebd. 72,5.

16 Vgl. dazu Mellor 1981: S. 955: […] she was merely one of those deities invented by the Greeks to explain the names of fountains, springs and cities.

17 Vgl. Mellor 1975: S. 19.

18 Vgl. Bengtson 1974: S. 550.

19 Mellor 1975: S. 101 u. Knoche 1952: S. 326.

20 Wann exakt es die ersten Kulte für Roma im griechischen Osten gab, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Mellor 1981: S. 962 u. 974–5 sieht die Datierung aus dem Jahre 195 v. Chr. als einzig zuverlässige an. Gleichwohl gebe es Münzbefunde, die evtl. eine Datierung in das späte 3. Jhr. v. Chr. zuließen. Michael H. Crawford datiert das erste Auftauchen eines Roma-Kopfes auf Münzen in die Zeit der Kriege Roms mit Tarent (282–272 v. Chr.; vgl. Crawford 1974: S. 724–5). Ich denke, dass eine Datierung um die Wende zum 2. Jhr. angemessen ist, zumal sich in dieser Zeit die Befunde verdichten. Eine exakte Datierung verbietet sich schon deswegen, weil die überlieferten Berichte meist erst viel später entstanden. Dies gilt besonders für literarische Quellen: Der früheste Beleg eines Roma-Kultes, nämlich dessen in Smyrna, wurde erst über 250 Jahre später aufgezeichnet.

21 Vgl. Tac. ann. 4,56.

22 Vgl. Larsen 1966: S. 1636–8.

23 Ebd.: S. 1643; vgl. auch Mellor 1981: S. 958. Diese These muss allerdings als umstritten gelten.

24 Vgl. Price 1984: S. 41–2.

25 Vgl. Price 1984: S. 16, Beard 1999: S. 359 u. Clauss 1999: S. 20–3.

26 Vgl. Price 1984: S. 242–8. Mellor betont, dass die Grenzen zwischen der religiösen Verehrung und der bloßen Huldigung eines Herrschers fließend seien (Mellor 1981: S. 957).

27 Vgl. ebd.: S. 978.

28 Vgl. Plut. Flamininus 16,1–2.

29 Vgl. ebd. 16,3–4.

30 Ebd. 16,4.

31 Auch Cicero (ad Q. fr. 1,26) berichtet, dass ihm zu Ehren die Errichtung eines Tempels in Asien angestrengt worden sei. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass auch Magistraten kultische Ehren angeboten wurden. Price wendet diesem Befund gegenüber allerdings ein: It seems unlikely that the Greeks seriously expected their offers of temples to be accepted and even more unlikely that any were built. (Price 1984: S. 46)

32 Die Datierung ist unsicher, doch genügt es hier, dass Einigkeit darüber besteht, die Entstehungszeit in der zweiten Hälfte des 2. Jhr. v. Chr. zu sehen (vgl. Bengtson 1974: S. 553 u. Bowra 1957: S. 28). Bowra nennt als wichtigsten Grund, dass die Verehrung der Roma in griechischen Städten vorausgesetzt werden müsse, und dies ist, wie gezeigt, erst um die Wende zum 2. Jhr. v. Chr. mit Gewissheit der Fall.

33 Zit. n. Bengtson 1974: S. 552.

34 Vgl. Bowra 1957: S. 23.

35 Vgl. ebd.

36 Zwei ikonographische Typen dominieren: der bereits beschriebene Amazonen-Typ und der Athena-Typ. Bei letzterem figuriert Roma mit hochgeschlossenem, langem Gewand, streng wie eine Göttin. (Vgl. Mellor 1981: S. 1011–4)

37 Ilona Opelt weist auf eine Stelle bei Lykophron hin, an der sich die Polysemie des Wortes schön zeigen lässt. In ihr wird die Geburt von Romulus und Remus prophezeit: Solche zwei Löwenjungen, heißt es dort, wird ein Verwandter von mir hinterlassen, ein Geschlecht, das sich durch Kraft (oder, doppelsinnig, in Rom) auszeichnen wird (Opelt 1965: S. 56).

38 Vgl. zu Melinnos Hymnos auch Mellor 1981: S. 970–1.

39 Vgl. zur Roma aeterna auch ebd.: S. 1018–25.

40 Vgl. Pratt 1965: S. 27–8. Schritt drei sei die Errichtung des Tempels für Roma aeterna und Venus felix in Rom und Schritt vier zum einen die Herausbildung der Vorstellung von der ewigen Erneuerung der Zeitalter und zum anderen die Identifikation von Rom mit dem Kosmos gewesen.

41 Vgl. Mellor 1981: S. 958.

42 Vgl. ebd.: S. 960 u. 965.

43 Englische Übersetzung der kompletten Inschrift in Beard 1998: S. 246–7, i. e. Quelle 10.3a.

44 Liv. 43,6,5–6.

45 Vgl. Richter 1977: Sp. 131.

46 Vgl. Price 2001: Sp. 1002–3 u. Mellor 1981: S. 967.

47 Vgl. Pol. 31,4.

48 Mellor 1978: S. 322 weist nachdrücklich darauf hin, dass diese Widmungen aufs Engste mit politisch-militärischem Geschehen in der griechischen Welt verbunden waren. Vgl. zu den Widmungen auch Richter 1977: Sp. 132.

49 Vgl. Price 1984: S. 44.

50 Vgl. Mellor 1981: S. 968.

51 Vgl. Beard 1999: S. 147.

52 Vgl. Mellor 1981: S. 977.

53 Vgl. Cass. Dio 51,20,6. Taeger 1960: S. 137 deutet das Verhalten des Augustus gegenüber ihm zuerkannten Ehren als tendenziell zurückhaltend. Das glaube ich anhand der Quellenbefunde kaum. Eine so große Verbreitung seiner Kulte hätte es ohne eine substantielle Zustimmung von ihm nicht gegeben. Vielleicht empfand er sie gar als normal (vgl. Clauss 1999: S. 54–5).

54 Vgl. Cass. Dio 51,20,7.

55 Vgl. Suet. Aug. 52.

56 Tacitus (ann. 1,10: Keinerlei Ehrungen seien Göttern vorbehalten, da er <Augustus> durch Tempel und Götterbilder, durch Flamines und Priester verehrt werden wollte.) widerspricht dieser Ansicht. Clauss 1999: S. 56–7 vertraut eher auf die Aussagen Tacitus’ denn auf Sueton.

57 Vgl. Mellor 1981: S. 997, 1018–21 u. Beard 1999: S. 259.

58 Vgl. Mellor 1981: S. 978–9.

59 Clauss 1999: S. 64.

60 Nicht umsonst wurde Oktavian auf Münzen, die die Götterbilder von Roma und Augustus darstellen, mit Feldherrenmantel, Panzer und Lanze dargestellt (vgl. Clauss 1999: S. 64–5; bei Clauss ist eine entsprechende Münze abgebildet).

61 Englische Übersetzung der Inschrift (in Auszügen) in Beard 1998: S. 255–6, i. e. Quelle 10.5b.

62 Clauss 1999: S. 65–6 zweifelt daran, Augustus sei immer nur in Verbindung mit Roma verehrt worden.

63 Vgl. Mellor 1981: S. 983.

64 Vgl. ebd.

65 So Fishwick 1978: S. 1209–10. Beard, North und Price gehen allerdings davon aus, dass es bedeutendere Formen zur Stiftung von Einheit gegeben habe. Die Verehrung des Augustus sei als eher sekundär zu betrachten (vgl. Beard 1999: S. 318). Ferner habe es im Feld der Religion auch Momente der Despotie gegeben (vgl. ebd.: S. 347).

66 Vgl. Liv. 139. Die Datierung diskutiert Mellor 1981: S. 986; vgl. auch Fishwick 1978: S. 1204, der für 12 v. Chr. plädiert.

67 sacerdos romae et avg(vsti) ad aram ad conflventes araris et rhodani (CIL XIII,1674). Die Titel der Priester differieren auf verschiedenen Inschriften, wie Clauss 1999: S. 397–8 feststellt. Die Zusammenstellung roma et avgvstvs findet sich ebenfalls auf zahlreichen Münzen.

68 Vgl. Suet. Cal. 20.

69 Vgl. Fishwick 1978: S. 1204.

70 Anders Clauss: Roma bezeichnet in dieser Verbindung [mit Augustus] die Personifikation des römischen Volkes. (Clauss 1999: S. 65)

71 Vgl. Mellor 1981: S. 1027.

72 Antonius hatte, nachdem er in den Osten des Reiches gegangen war (42 v. Chr.), dort göttliche Ehren erhalten (vgl. Clauss 1999: S. 54).

73 Vgl. ebd.: S. 26–9.