Tag: Geschichte

Zedlers Universal-Lexicon und das Problem seiner inhaltlichen Erschließung

Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon ist mit seinen insgesamt 68 Folianten das umfangreichste Nachschlagewerk des 18. Jahrhunderts. Auf ca. 63 000 Seiten versammelt es rund 284 000 Artikel aus den unterschiedlichsten Wissensfeldern, was für so manchen Zeitgenossen an sich schon ein Problem darstellte. Denn die Integration des im Lexikon versammelten Wissens wurde erst durch seine Herauslösung aus der Ordnung des jeweiligen Wissensfeldes und seine Neuformierung in alphabetischer Ordnung möglich – eine nicht nur in Bezug auf das Universal-Lexicon kritisierte Methode. So musste sich das Universal-Lexicon in einem Spannungsfeld zwischen den unvereinbaren Ansprüchen nach Sammlung und Ordnung von Wissen behaupten, eine Aporie, die die Lexikonmacher aufzulösen versuchten, aber nicht mehr vermochten.

Erinnerungsort und Selbstverstümmelung

Die Autobiographie ist ein Genre, in dem sich der Autor mit einer Unmittelbarkeit selbst hinterfragt wie in keinem anderen. Dieser sehr spezifische Akt der Selbstbefragung kann als Wille und Zwang zur Deformation der eigenen Persönlichkeit und Geschichte interpretiert werden. Dass der gattungsspezifische Hang zur Selbstreflexion nicht nur für den Autor, sondern auch für den Rezipienten Folgen hat, soll an den Autobiographien von Günter Grass und Joachim Fest demonstriert werden.

Lessings Fabeln – Kampfmittel der Aufklärung?

Nie erfreuten sich Fabeln in der deutschen Literatur größerer Beliebtheit als im Zeitalter der Aufklärung. Alles, was Rang und Namen hatte, schrieb Fabeln. Aus heutiger Sicht werden Fabeln intuitiv der Kinderliteratur zugerechnet, ein Umstand, der ihre Beliebtheit in der Frühen Neuzeit umso bemerkenswerter erscheinen lässt. Anhand von Lessings Fabeln und seiner Fabeltheorie wird gezeigt, dass die Gattung einst ein literarischer Ort war, an dem sich Philosophie und Moral eines erwachenden Bürgertums kreuzten.

Friedrich Schiller in der Rezeption

Welchen Schiller lesen Sie eigentlich? Eine durchaus berechtigte Frage, denn angesichts der wechselvollen Rezeptionsgeschichte Friedrich Schillers muss man feststellen, dass er auf immer wieder neue Weise gelesen wurde. Die Arbeit bietet zunächst einen chronologischen Überblick über die Lesemodi, durch die man sich Schiller in verschiedenen Epochen aneignete, und mündet in die These, dass es nicht so sehr der Inhalt seiner Texte, sondern vielmehr sein aphoristischer Sprachstil war, der die Stoßrichtung aller Rezeptionslinien vorgab.

Über das Milchige in Heinrich Bölls Kurzgeschichte Wanderer, kommst du nach Spa…

›Milch‹, sagte ich leise …, lautet der letzte Satz in Bölls Kurzgeschichte Wanderer, kommst du nach Spa… Ausgehend von der symbolischen Valenz der Chiffre Milch wird eine Deutung der Geschichte und ihrer zentralen Symbole entwickelt.

Verbreitung und Bedeutung des Roma-Kultes

Die strikte Trennung der Sphären Religion und Politik ist eine Denkfigur, die der Antike fremd war. Aus diesem Umstand heraus erklären sich Phänomene wie der Herrscherkult, der ebenso politisch wie religiös verstanden werden konnte. Ein Beispiel für diese Überblendung heute voneinander getrennter Sozialsysteme ist der Kulte für die Göttin Roma.

Das Apollinische und das Dionysische

Die Arbeit nähert sich dem antiken Mythos von Apollon und Dionysos anhand literarischer Quellen. Der Eigenschaftengegensatz, den Friedrich Nietzsche den beiden Göttern in seiner Geburt der Tragödie zuschreibt, wird anhand der Ergebnisse kritisch überprüft.

Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür

Der Essay zeigt, dass Borcherts Hörspiel Draußen vor der Tür und die poetologischen Prinzipien, nach denen der Text konstruiert wurde, nur dann verständlich sind, wenn der zeitgeschichtliche Kontext mitbedacht wird. Abschließend wird die Frage gestellt, was uns ein derartiges, allein aus seiner Zeit heraus verständliches Stück Literatur heute noch sein kann.

Paul Celan: Todesfuge

Auf die Fragen, warum das Gedicht anders heißen sollte, aber nicht anders heißen konnte, warum es nicht verstanden wurde, aber verstanden werden sollte und welche Funktion Strukturmuster in ihm haben, versucht dieser Essay eine knappe Antwort zu geben.