Tag: Religion
Zur Sprachmystik in Jacob Böhmes Aurora
Das 17. Jahrhundert markiert eine entscheidende Wende in der Entwicklung des Deutschen hin zu einer allgemein akzeptierten Literatur- und Wissenschaftssprache. Denn im Zeitalter des Barock entwickelte sich eine reichhaltige muttersprachliche Literatur, und zwar auch in einem Bereich wie dem der religiösen Spekulation, die lange Zeit dem Latein vorbehalten blieb. Jacob Böhmes Sprachmystik wäre ohne diese Entwicklung nicht denkbar. Seinen Sprachanalysen in der Aurora (1612) und seinem sprachtheoretischen Modell liegt nämlich die Vorstellung zugrunde, dass durch eine formale Analyse der Muttersprache Hinweise auf Entstehung und Struktur des gesamten Kosmos zu erlangen seien – eine Annahme, ohne die seine protolinguistischen Wortanalysen unverständlich bleiben müssten.
Lessings Fabeln – Kampfmittel der Aufklärung?
Nie erfreuten sich Fabeln in der deutschen Literatur größerer Beliebtheit als im Zeitalter der Aufklärung. Alles, was Rang und Namen hatte, schrieb Fabeln. Aus heutiger Sicht werden Fabeln intuitiv der Kinderliteratur zugerechnet, ein Umstand, der ihre Beliebtheit in der Frühen Neuzeit umso bemerkenswerter erscheinen lässt. Anhand von Lessings Fabeln und seiner Fabeltheorie wird gezeigt, dass die Gattung einst ein literarischer Ort war, an dem sich Philosophie und Moral eines erwachenden Bürgertums kreuzten.
Über Guantánamo ist alles gesagt.
Die 2002 auf Kuba errichteten Gefangenenlager sind seit ihrem Bestehen in aller Munde. Die ganze Welt scheint sich mit ihnen und dem Schicksal der dort Inhaftierten unentwegt zu beschäftigen. Und doch bleibt trotz des nicht abreißen wollenden Stroms an Kommentaren eine Lücke: Die Stimmen der mittlerweile Freigekommenen sind unterrepräsentiert. Roger Willemsen veröffentlichte 2006 eine Interviewsammlung, die hier Abhilfe schaffen wollte. Eine Rezension.
Über das Milchige in Heinrich Bölls Kurzgeschichte Wanderer, kommst du nach Spa…
›Milch‹, sagte ich leise …
, lautet der letzte Satz in Bölls Kurzgeschichte Wanderer, kommst du nach Spa… Ausgehend von der symbolischen Valenz der Chiffre Milch wird eine Deutung der Geschichte und ihrer zentralen Symbole entwickelt.
Verbreitung und Bedeutung des Roma-Kultes
Die strikte Trennung der Sphären Religion und Politik ist eine Denkfigur, die der Antike fremd war. Aus diesem Umstand heraus erklären sich Phänomene wie der Herrscherkult, der ebenso politisch wie religiös verstanden werden konnte. Ein Beispiel für diese Überblendung heute voneinander getrennter Sozialsysteme ist der Kulte für die Göttin Roma.
Die Ringparabel bei Boccaccio, gelesen als Niederschlag von Renaissanceideen
Die 100 Erzählungen in Giovanni Boccaccios Il Decamerone gehören zur Weltliteratur. Eine der bekanntesten, die Ringparabel, wird hier unter Berücksichtigung von in der Renaissance verbreitetem Gedankengut analysiert. Abschließend folgt ein kurzer Ausblick auf die Weiterbearbeitung der Parabel in Lessings Nathan der Weise.
Das Apollinische und das Dionysische
Die Arbeit nähert sich dem antiken Mythos von Apollon und Dionysos anhand literarischer Quellen. Der Eigenschaftengegensatz, den Friedrich Nietzsche den beiden Göttern in seiner Geburt der Tragödie zuschreibt, wird anhand der Ergebnisse kritisch überprüft.