Tag: Politik

John Stuart Mills Konzeption der Freiheit des Individuums

Die Menschen wollen … Politische Statements, die so oder so ähnlich beginnen, sprechen Andersdenkenden in systematischer Weise das Menschsein ab. Denn egal was es ist, was die Menschen wollen – die Phrase impliziert, dass diejenigen, die das Behauptete nicht wollen, keine Menschen seien. In aller Regel dürfte es sich bei derartigen Formulierungen zwar um kaum mehr als die gedankenlose Reproduktion alberner Floskeln handeln. Trotzdem legen sie ein strukturelles Problem des politischen Diskurses bloß: Argumentiert wird prinzipiell von der Mehrheit her, Nähe zum Einzelnen wird nur simuliert. Denn die Minderheit, die Ausnahme, das Individuum spielen in Statements, die auf diese Weise vorgetragen werden, keine Rolle. John Stuart Mill reflektiert in seinem Essay Über die Freiheit (On Liberty, 1859) just diesen Umstand. Nicht mehr der Staat sei es, der den Freiheitsraum des Einzelnen in substantieller Weise einenge; das Individuum habe vielmehr unter einer Tyrannei der Mehrheit zu leiden. Auch wenn das hier sichtbar werdende, grundsätzliche Staatsvertrauen revidiert gehört – Mills vom Individuum aus entwickelter Freiheitsbegriff ist durchaus aktuell und bedenkenswert. Denn der liberale Denker versucht in kluger Weise gesellschaftliche und individuelle Interessen auszubalancieren.

Über Guantánamo ist alles gesagt.

Die 2002 auf Kuba errichteten Gefangenenlager sind seit ihrem Bestehen in aller Munde. Die ganze Welt scheint sich mit ihnen und dem Schicksal der dort Inhaftierten unentwegt zu beschäftigen. Und doch bleibt trotz des nicht abreißen wollenden Stroms an Kommentaren eine Lücke: Die Stimmen der mittlerweile Freigekommenen sind unterrepräsentiert. Roger Willemsen veröffentlichte 2006 eine Interviewsammlung, die hier Abhilfe schaffen wollte. Eine Rezension.

Verbreitung und Bedeutung des Roma-Kultes

Die strikte Trennung der Sphären Religion und Politik ist eine Denkfigur, die der Antike fremd war. Aus diesem Umstand heraus erklären sich Phänomene wie der Herrscherkult, der ebenso politisch wie religiös verstanden werden konnte. Ein Beispiel für diese Überblendung heute voneinander getrennter Sozialsysteme ist der Kulte für die Göttin Roma.