Tag: Philosophie
John Stuart Mills Konzeption der Freiheit des Individuums
Die Menschen wollen …
Politische Statements, die so oder so ähnlich beginnen, sprechen Andersdenkenden in systematischer Weise das Menschsein ab. Denn egal was es ist, was die Menschen wollen – die Phrase impliziert, dass diejenigen, die das Behauptete nicht wollen, keine Menschen seien. In aller Regel dürfte es sich bei derartigen Formulierungen zwar um kaum mehr als die gedankenlose Reproduktion alberner Floskeln handeln. Trotzdem legen sie ein strukturelles Problem des politischen Diskurses bloß: Argumentiert wird prinzipiell von der Mehrheit her, Nähe zum Einzelnen wird nur simuliert. Denn die Minderheit, die Ausnahme, das Individuum spielen in Statements, die auf diese Weise vorgetragen werden, keine Rolle. John Stuart Mill reflektiert in seinem Essay Über die Freiheit (On Liberty, 1859) just diesen Umstand. Nicht mehr der Staat sei es, der den Freiheitsraum des Einzelnen in substantieller Weise einenge; das Individuum habe vielmehr unter einer Tyrannei der Mehrheit
zu leiden. Auch wenn das hier sichtbar werdende, grundsätzliche Staatsvertrauen revidiert gehört – Mills vom Individuum aus entwickelter Freiheitsbegriff ist durchaus aktuell und bedenkenswert. Denn der liberale Denker versucht in kluger Weise gesellschaftliche und individuelle Interessen auszubalancieren.
Zur Sprachmystik in Jacob Böhmes Aurora
Das 17. Jahrhundert markiert eine entscheidende Wende in der Entwicklung des Deutschen hin zu einer allgemein akzeptierten Literatur- und Wissenschaftssprache. Denn im Zeitalter des Barock entwickelte sich eine reichhaltige muttersprachliche Literatur, und zwar auch in einem Bereich wie dem der religiösen Spekulation, die lange Zeit dem Latein vorbehalten blieb. Jacob Böhmes Sprachmystik wäre ohne diese Entwicklung nicht denkbar. Seinen Sprachanalysen in der Aurora (1612) und seinem sprachtheoretischen Modell liegt nämlich die Vorstellung zugrunde, dass durch eine formale Analyse der Muttersprache Hinweise auf Entstehung und Struktur des gesamten Kosmos zu erlangen seien – eine Annahme, ohne die seine protolinguistischen Wortanalysen unverständlich bleiben müssten.
Lessings Fabeln – Kampfmittel der Aufklärung?
Nie erfreuten sich Fabeln in der deutschen Literatur größerer Beliebtheit als im Zeitalter der Aufklärung. Alles, was Rang und Namen hatte, schrieb Fabeln. Aus heutiger Sicht werden Fabeln intuitiv der Kinderliteratur zugerechnet, ein Umstand, der ihre Beliebtheit in der Frühen Neuzeit umso bemerkenswerter erscheinen lässt. Anhand von Lessings Fabeln und seiner Fabeltheorie wird gezeigt, dass die Gattung einst ein literarischer Ort war, an dem sich Philosophie und Moral eines erwachenden Bürgertums kreuzten.
Die Ringparabel bei Boccaccio, gelesen als Niederschlag von Renaissanceideen
Die 100 Erzählungen in Giovanni Boccaccios Il Decamerone gehören zur Weltliteratur. Eine der bekanntesten, die Ringparabel, wird hier unter Berücksichtigung von in der Renaissance verbreitetem Gedankengut analysiert. Abschließend folgt ein kurzer Ausblick auf die Weiterbearbeitung der Parabel in Lessings Nathan der Weise.
Das Apollinische und das Dionysische
Die Arbeit nähert sich dem antiken Mythos von Apollon und Dionysos anhand literarischer Quellen. Der Eigenschaftengegensatz, den Friedrich Nietzsche den beiden Göttern in seiner Geburt der Tragödie zuschreibt, wird anhand der Ergebnisse kritisch überprüft.
Das Spiel ist aus von Jean-Paul Sartre
Das berühmte Drehbuch von Sartre wird in diesem Essay hinsichtlich seiner existenzphilosophischen Extensionen kurz untersucht und kritisch bewertet.